Medikamente zur Ohren- oder Augenbehandlung sollten ausschließlich nach genauer tierärztlicher Untersuchung eingesetzt werden.
Örtlich angewandte Medikamente können nur wirken, wenn sie die Stelle, an der sie nützen sollen, auch erreichen. Zunächst muss also immer der Weg für die spätere Therapie freigemacht werden.
Sind Augen verschleimt oder vereitert, sollten alle sichtbaren Sekrete mit einen trockenen Papiertaschentuch oder einem Zellstofftupfer zur Nase hin weggewischt werden. Auf keinen Fall dürfen die Augen mit Kamille gespült werden! Das führt zu einer zusätzlichen Reizung der Bindehäute.
Am besten gelingt die Behandlung, wenn eine zweite Person den Patienten im Brustbereich festhält. Gleichzeitig können dabei auch die Vorderpfoten fixiert werden, um Abwehrbewegungen zu verhindern. Dann werden die Augenlider mit Daumen und Zeigefinger vorsichtig, aber bestimmt auseinander gespreizt und Tropfen oder Salbe direkt auf das geöffnete Auge fallen gelassen. Vorsicht: Die Spitze der Flasche bzw. Tube soll das Auge dabei nicht berühren! Halten Sie immer mit der Hand Kontakt zum Kopf.
Der Schwerkraft folgend sammeln sich Augenmedikamente von ganz allein in der unteren Bindehaut an. Es ist deshalb nicht zwingend notwendig, sie genau dort einzubringen. Anschließend werden die Augenlider sanft zusammengedrückt. Damit verteilt sich das Medikament im gesamten vorderen Augenbereich. Da bei einer Augenerkrankung häufig mehr Tränenflüssigkeit als sonst produziert wird, werden Medikamente schnell wieder weggeschwemmt. Augenbehandlungen müssen deshalb immer mehrmals täglich genau nach Anweisung des Tierarztes erfolgen.
Ohrerkrankungen entstehen, wenn sich am tiefsten Punkt des äußeren Gehörgangs Ansammlungen von Haaren, Fremdkörpern, Bakterien, Parasiten oder Hefepilzen befinden, die nicht mehr vom natürlichen Transportmechanismus des Ohres nach außen befördert werden können. Ziel der Behandlung ist, diesen Transport wieder zu normalisieren.
Die Beläge werden deshalb zuerst mit flüssigen Ohrreinigern aufgeweicht. Je nach Beschaffenheit der Auflagerungen werden Ohrenschmalz lösende, Hefepilze bzw. Parasiten abtötende oder einfach desinfizierende Substanzen verwendet. Wichtig: Das gesamte Ohr muss mit Flüssigkeit gefüllt und dann gut durchmassiert werden. Nur so gelingt es nach und nach, verklebtes Sekret nach außen zu transportieren. Beim Eintropfen des Ohrreinigers oder eines Ohrenmedikaments ist es hilfreich, die Ohrmuschel etwas nach oben zu ziehen, damit sich der Ohrtrichter öffnet.
Vorsicht: Hund oder Katze schütteln sich meist intensiv und schleudern damit den Ohrinhalt nach außen. Schützen Sie deshalb Ihre Augen! Wenn Ihr Hund sich gegen die Ohrenpflege wehrt, kann die Verwendung eines Maulkorbs oder einer Maulschlinge hilfreich sein. So lässt sich der Kopf auch besser fixieren. Um Abwehrbewegungen mit den Pfoten zu verhindern, kann man den Körper wehrhafterer Katzen in ein Handtuch wickeln.
Nach dem Schütteln sollten die Ohren mit einen weichen Papiertuch ausgewischt werden. Auf keinen Fall dürfen Wattestäbchen benutzt werden, denn sie können abbrechen und schwere Ohrverletzungen verursachen!
Bitte verwenden Sie niemals Medikamente oder Pflegeprodukte, die Ihr Tierarzt Ihnen nicht ausdrücklich für den aktuellen Krankheitsfall verschrieben hat. Zögern Sie deshalb nicht, besonders bei schmerzhaften, akut auftretenden Augen- und Ohrenerkrankungen Ihre Tierarztpraxis oder ggf. den tierärztlichen Notdienst aufzusuchen! Lassen Sie sich dort ausführlich beraten und üben Sie die Medikamentenanwendung unter Anleitung Ihres Tierarztes oder der Praxismitarbeiter.
Denken Sie daran: Richtig angewandt und lange genug verabreicht, helfen Augen- oder Ohrenmedikamente aus der Tierarztpraxis Ihrem Tier schnell wieder gesund zu werden.
Fotos: Hartmann, Sindern/bpt
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