Diabetes mellitus, im Volksmund als Zuckerkrankheit bekannt, ist eine Störung des Nahrungsstoffwechsels, die durch einen Mangel des Hormons Insulin ausgelöst wird. Bei Hunden tritt die Krankheit meist im mittleren Alter zwischen 7 und 9 Jahren auf, wobei Hündinnen häufiger betroffen sind als Rüden. Bei Katzen besteht ein erhöhtes Risiko ab einem Alter von etwa 10 Jahren, vor allem für kastrierte, übergewichtige Kater. Auch kleine Heimtiere können zuckerkrank werden, hier insbesondere Kaninchen und Degus.
Insulin wird in der Bauchspeicheldrüse produziert und sorgt dafür, dass der aus der Nahrung gewonnene Zucker, die Glukose, aus der Blutbahn in die Körperzellen gelangt. Fehlt dem Tier Insulin, kann sein Körper den mit der Nahrung aufgenommenen Zucker nicht mehr als Energielieferant nutzen. Die Glukose verbleibt im Blut und der Blutzuckerspiegel steigt immer weiter an.
Der Körper benötigt nun sehr viel Flüssigkeit, um den überschüssigen Blutzucker über die Nieren wieder ausscheiden zu können Ein zuckerkrankes Tier trinkt deshalb viel mehr als vorher und setzt entsprechend mehr Urin ab. Diabetische Tiere nehmen meist ab, obwohl sie mehr fressen als vorher, denn sie können ihre Nahrung nicht mehr richtig nutzen. Oft zeigen sie regelrechten Heißhunger.
Bei Katzen ist anstelle von vermehrtem Hunger häufiger Appetitmangel und Erbrechen zu beobachten. Manche Katzen fallen durch eine veränderte Gangart auf, die auf eine flachere Fußung der Hinterhand zurück zu führen ist.
Da den Körperzellen nur noch wenig oder gar keine Energie mehr zugeführt werden kann, wird der gesamte Körper in Mitleidenschaft gezogen: Das Fell wird stumpf, Leber, Niere und Gehirn können Schaden nehmen. Bei Hunden können Sehstörungen durch Linsentrübung (diabetische Katarakt) bis hin zur Blindheit auftreten.
Bei den meisten diabetischen Hunden beruht der Insulinmangel auf einer Zerstörung der insulinbildenden Zellen. Ursächlich verantwortlich dafür sind u. a. erbliche Veranlagung, Infektionen oder Tumoren der Bauchspeicheldrüse. Diabetes bei Katzen wird durch viele Faktoren verursacht. Mangel an Bewegung, falsche Ernährung und vor allem Übergewicht spielen hier eine wichtige Rolle.
Neben dem insulinabhängigen Diabetes gibt es noch den sog. sekundären Diabetes mellitus, bei dem erhöhte Blutzuckerwerte nicht durch Insulinmangel sondern durch andere Hormonwechselwirkungen ausgelöst werden (z.B. Cushing Syndrom, Läufigkeitsdiabetes der Hündin, Stresshormon-Diabetes bei Katzen).
Erhöhte Blutzuckerwerte können durch eine Blutuntersuchung leicht festgestellt werden. Ob tatsächlich Insulinmangel die Ursache ist oder ob eine andere Grunderkrankung für die erhöhten Zuckerwerte verantwortlich ist, muß durch eingehende klinische Untersuchung und ggf. wiederholte Laboruntersuchungen geklärt werden.
Insulinmangel-Diabetes muß durch tägliche Insulinzufuhr reguliert werden, die dank halbautomatischer Insulinspritzen auch von ungeübten Tierbesitzern leicht verabreicht werden kann. Zu Beginn der Behandlung sind dazu in kürzeren Abständen tierärztliche Kontrollen nötig, um den Patienten auf die richtige Dosis einzustellen. Die Insulintherapie ist lebenslang erforderlich. Die Langzeitkontrolle kann vom Tierbesitzer durch Beobachtung des Trink- und Fressverhaltens und durch Urinzuckerkontrolle mittels Teststreifen weitgehend selbst durchgeführt werden.
Bei sekundären Diabetesformen steht die Behandlung des Grundleidens im Vordergrund. Mit Besserung des Grundleidens kann bei diesen Patienten möglicherweise auch die Insulintherapie wieder abgesetzt werden.
Bei allen Diabetesformen kommt einer speziellen, ballaststoffreichen und fettarmen Diät besondere Bedeutung zu.
Foto: Jöhnssen/bpt
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